Heute mal ein etwas anderer Beitrag. Ich dachte mir, ich erzähl euch ja immer so, was hier abgeht, aber eine wirkliche Vorstellung von dem, was ich zu tun habe, habt ihr eigentlich gar nicht. Gut, sehen wir mal von Kathy ab, die ich mit diversen Essays belästigt und gequält habe. Keine Angst, das hier wird kein Beitrag im Vorlesungsstil, sondern vielmehr ein Beispiel von dem, womit ich mich immer mal wieder auseinander zu setzen habe.
Im Moment behandeln wir in Literary Translation die Übersetzung von Gedichten. Aufgabe für unser erstes Assignment wird es sein, ein Gedicht unserer Wahl zu übersetzen und einen analytischen Essay darüber zu verfassen. Also dachte ich mir, warum nicht mal eine Kostprobe meiner Arbeit einstreuen? Opfer meiner stümperhaften Übersetzungsversuche war Robert Frosts "Range-Finding", welches ich gleich anbei poste. Es ist ein Sonett mit jambischen Pentametern und hässlichen Reimen, die ich mir dummerweise zu erhalten vorgenommen habe. Tja, das hat mir in den letzten Tagen Kopfzerbrechen bereitet. Herausgekommen ist eine formtreue und eine formfreie Übersetzung. Ich nerv euch einfach mal mit beiden Versionen, nachdem ich das Original gepostet hab. Und ja, ihr dürft gern Reimschema und Rhythmus vergleichen. Meins ist sogar jambischer als Frosts :D Aber...nun ja, was davon zu halten ist, überlass ich mal euch. Genug der Plapperei, hier we go:
Range-Finding
The battle rent a cobweb diamond-strung
And cut a flower beside a ground bird's nest
Before it strained a single human breast.
The stricken flower bent double and so hung.
And still the bird revisited her young.
A butterfly its fall had dispossessed
a moment sought in air his flower of rest,
Then lightly stooped to it and fluttering clung.
On the bare upland pasture there had spread
O'ernight 'twixt mullein stalks a wheel of thread
and straining cables wet with silver dew.
A sudden passing bullet shook it dry.
The indwelling spider ran to greet the fly,
but finding nothing, sullenly withdrew.
(Aus-)Maß nehmen
Die Schlacht zerriss das Netz aus Diamant,
und schnitt den Hals der Blum' beim Lerchennest,
noch eh' sie eines Mannes Brust zerfetzt'.
Die schwache Blume brach und hing am Band.
Die Lerche noch den Nachwuchs dort vorfand.
Ein Schmetterling, um Hab und Gut verletzt,
Sucht' nach der Blum', die er zuvor besetzt',
Umklammert' sie, kaum dass er sie erkannt'.
Auf nackter Flur war über Nacht im Farn
Am Wollkrauthalm ein Rad aus feinstem Garn
Und straffem Seil noch feucht vom Tau gesponnen.
Patronenschuss ließ trocknend es erzittern.
Die Spinn' schon meint', die Fliege drin zu wittern,
doch war die Beute ihr bereits entronnen.
(Aus-)Maß nehmen (Version 2)
Die Schlacht zerriss ein diamantnes Spinnennetz
und enthauptete die Blume dort beim Lerchennest,
noch ehe ihr ein Mann zum Opfer fiel.
Die angeschlagne Blume brach und lag erhängt.
Trotzdem umsorgte die Lerche weiter die Brut.
Ein Schmetterling, vom Blütenfall enteignet,
Sah flatternd nach verlorner Stätte seiner Rast,
und kehrte in geschäftiger Umarmung zurück zu ihr.
Auf nackter Lichtung war über Nacht
Inmitten Wollkrauthalmen ein Rad aus Garn
und Seilen, feucht von Silbertau, gesponnen.
Der jähe Flug der Kugel peitschte es trocken.
Die heim'sche Spinne eilte, freudig schon, die Fliege zu empfangen,
doch zog mürrisch sich zurück, als sie nichts fand.
Ähem...ich weiß, es sind keine poetischen Meisterleistungen, aber zum Glück zählt die Übersetzungsqualität nicht in die Note, sondern nur, wie ich meine Vorgehensweise erkläre. Das war eigentlich auch schon alles, was ich euch zeigen wollte. Nichts Besonderes, aber mal was Anderes :) Also dann...morgen ist Bergfest, die halbe Woche ist also schon fast geschafft!
Wir lesen uns!
Stoffi